Buchempfehlung: "Der entstörte Mensch - wie wir uns und die Welt verändern" von Petra Bock
Ich wünsche viel Freude und Neugier beim Lesen. Und vielleicht schauen tatsächlich irgendwann in 1000 Jahren Forscher zurück in unser Jahrhundert und sagen: „Da, im 21. Jahrhundert wurde der Mensch zum homo sapiens. Er vollzog den Wechsel von der Zivilisation zur Vivilisation.“
„Der entstörte Mensch – Wie wir uns und die Welt verändern“ von Petra Bock
Droemer, 2020
Oft höre ich die Aussage, die alten Werte seien verlorengegangen und wir müssten dorthin zurückfinden. Ich persönlich möchte um keinen Preis in irgendeiner Form zurück. Das ist per se schon unmöglich, weil wir leben. Und Leben bedeutet immer Drang zur Entfaltung. Warum schafft es eine riesige Anzahl von Organismen, wie z.B. in einem Wald, so miteinander zu leben, dass „es gut geht“? Und warum können wir Menschen es (noch) nicht?
Selten bin ich auf ein Buch gestoßen, aus dem ich beim Genießen der Hörbuchversion gefühlt jede Minute eine Aussage als wichtiges Zitat markieren wollte. Das wäre allerdings nicht hilfreich, lest es lieber selbst, wenn ihr mögt.
Dieses eine hier habe ich gern herausgezogen:
„Nicht die Zeit ist aus den Fugen geraten, sondern unser Denken ist aus der Zeit gefallen.“
Wir haben es als „moderne Menschen“ seit 12000 Jahren einfach nicht anders gelernt, in hierarchischen Strukturen, in "oben und unten" und "gut und böse" zu denken und zu leben. Das ist unser „Normal“. Was davon abweicht, ist neu. Das Neue bedeutet für unser Autonomes Nervensystem zunächst einmal potenzielle Gefahr. Wenn wir sicher gebunden aufwachsen konnten und in einem grundsätzlich sicheren Umfeld leben, können wir grundsätzlich in einem regulierten Zustand uns diesem Neuen neugierig zuwenden.
In Unsicherheit leben bedeutet ein Festhalten an alten Strukturen, am Bekannten, auch wenn es zu unserem Untergangführen würde.
Das Neue, das wir noch in diesem Jahrhundert so dringend benötigen, fällt nicht vom Himmel. Wir sind eingeladen, dieses Neue, die Entstörung zu kreieren. Kreativität kommt dann zur Entfaltung, wenn wir nicht nur bloße (Schein)Sicherheit empfinden, sondern regeneriert und offenherzig sind. Wie angenehm wird es sich für uns wohl anfühlen, wenn wir uns gegenseitig diese Regeneration und Entfaltung ermöglichen würden?
Wir sind eingeladen, das Neue überhaupt erst einmal zu denken. So oft werden sie als unmöglich abgestempelt. Aus welchem inneren Anteil stammen solche Aussagen? Es ist wohl tatsächlich an der Zeit, erwachsen zu werden. Jeder einzelne macht einen Unterschied auf dem Weg hin zu einer entstörten, konsequent lebensfreundlichen Spezies. Die These in diesem Buch lautet: Entfaltung statt Überleben. Altes Denken gefährdet unsere Orientierung in einer neuen Welt.
Ich wünsche viel Freude und Neugier beim Lesen. Und vielleicht schauen tatsächlich irgendwann in 1000 Jahren Forscher zurück in unser Jahrhundert und sagen: „Da, im 21. Jahrhundert wurde der Mensch zum homo sapiens. Er vollzog den Wechsel von der Zivilisation zur Vivilisation.“
A.K.
Foto: Screenshot der Page zum Buch (12.12.2023, 19:00 Uhr)
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